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Koala, Känguru und Stadtleben

Manchmal braucht man Urlaub vom Urlaub. Wir lieben unser Vanlife, aber es ist es eben auch anstrengend und kompliziert, trotz und vielleicht auch gerade wegen des ganzen Minimalismus, der wenigen Sachen die man dabei hat und der wenigen Ressourcen, die einem im Auto zur Verfügung stehen. Wir lieben unser Vanlife, aber der Abwasch ist eben auch nicht mal eben in die Spülmaschine gestellt, der Gang zum Klo in der Nacht wird nicht durch eine wohlwollende Fußbodenheizung begleitet und über die Sache mit der Federkernmatratze und dem Lattenrost wollen wir gar nicht erst anfangen zu sprechen. Wir lieben unser Vanlife, aber der Herbst nimmt langsam Einzug in Neuseeland und nach zwei Wochen der Apfelpflückerei, wird es für uns Zeit eine Auszeit zu nehmen. Wir gönnen uns also eine Woche Urlaub in Sydney - eine Woche Australien, eine Woche im Land der Koalas, Kängurus und Wallabies, eine Woche Stadtleben mit direkter Strandlage.

Wir parken unser Haus auf vier Rädern in einer Wohnsiedlung in Christchurch, verabschieden uns wehmütig und nehmen gegen vier Uhr morgens ein Uber zum Flughafen. Hier soll das Abenteuer Australien beginnen. Direkt am Flughafen stoßen wir am Check-In Schalter auf die erste kostspielige Hürde. Nein, Herr Check-In-Schalter, wir haben kein Visum für Australien und nein, wir wussten nicht, dass dies ein internationaler Flug ist. Bei drei Stunden Flugzeit, denkt man weder an Internationalität noch an ein Visum, sondern eher an Berlin – Mallorca. Ein paar Minuten und $30 Doller pro Person später, haben wir ein Visum und dürfen uns Richtung Gate bewegen. Auf unserem dreistündigen Flug haben wir einen sehr netten Steward.

In Null-Komma-Nix sind wir seine Lieblingspassagiere und er lädt uns auf einen schwarzen Kaffee und einen Tee ein. Dann landen wir auf dem australischen Kontinent. Die Passkontrolle erfolgt problemlos, erneut gibt es auch in diesem Land auf Grund der Modernisierung keinen Stempel in unseren Reisepass und die acht selbstgepflückten Honey-Crisp Äpfel, die wir so brav am Zoll angemeldet haben, werden konfisziert und geraten auf direktem Wege in den australischen Müll – scheinbar fürchten sich die Australier vor dem unbekannten Etwas, das die neuseeländischen Superäpfel einschmuggeln könnten. Nachdem unser Gepäck auf weitere Straftaten erfolglos vom Zoll geprüft wurde, bekommt Sissy dann auch ihre allmonatliche Periode – der Tag ist somit perfekt abgerundet. Man würde meinen, dass unsere Launen nach all der Tragödien des beginnenden Sonntages im untersten Kellergeschoss seien, aber nein, unsere Laune kann dies alles nicht verderben – wir sind in Australienwir sind in Sydney; wie geil ist das denn?

Wir nehmen uns ein Uber zu Franzi nach Fairlight, einer guten langjährigen Freundin von Tini - bei ihr werden wir die nächsten Tage in einer wundervollen Wohnung mit traumhaften Balkon und Blick auf ein Rugbyfeld wohnen. Nach Ankunft gibt es einen Kaffee aus einer echten Kaffeemaschin, eine Dusche in einem echten Badezimmer und die erste Nacht dürfen wir zudem in ihrem echten Bett schlafen – einem richtigen Bett mit besagter Federkernmatratze und Lattenrost! Wir sind im Himmel.


Insgesamt sind wir für zehn Tage in Sydney – vier Nächte in Franzi’s alter Wohnung in Fairlight, zwei Nächte im Air B’n’B fünf Minuten fußläufig vom berühmten Bondi Beach und nachdem wir Franzi brav beim Umzug und Inventar-Shopping geholfen haben, dürfen wir die restlichen vier Nächte in ihrer neuen Wohnung in Bronte verbringen.


Sydney gefällt uns auf einmal so gut, dass wir uns vorstellen könnten hier zu leben. Leider ist es viel zu weit weg von unserer Heimat und somit werden wir wohl eher nicht in den lebenslangen Genuss eines rasanten Stadtlebens mit Strand und morgendlichen Surfeinheiten kommen. Wir genießen unsere Zeit in Sydney bis aufs Äußerste und verleben jeden Tag glücklich und mehr als zufrieden.



Während wir in Fairlight leben, nehmen wir jeden Tag die Fähre ins Stadtzentrum; vorbei am Opernhaus genießen wir so jeden Tag den Blick auf eines der berühmtesten Gebäude der Welt. Wir laufen durch den botanischen Garten, durch den Hyde Park, durch bekannte Shoppingstraßen, schlürfen einen Aperol Spritz nach dem anderen – mal auf einer Dachterasse, mal an einer belebten Straße mitten im Innbezirk Surry Hillsaka das Kreuzberg von Sydney. Einen Tag gehen wir ausgelassen shoppen und machen uns mal wieder so richtig Stadttauglich; Zara, H&M und Calvin Klein haben uns kurzzeitig wieder. An anderen Tagen entspannen wir in der australischen Sonne am berühmten Surferstrand Manly Beach, an dem wir bereits am Anreisetag einen spannenden Surfwettbewerb der Weltelite, den Vissla Sydney Surf Pro, live miterleben durften.




Dann naht so langsam Tini’s 29. Geburtstag. Am Vortag schicken Sissy’s Eltern Tini zum lang ersehnten Überraschungs-Friseurtermin – witziger weise ist die Friseurin unserer Wahl eine Berlinerin, mit der wir eine gemeinsame Freundin teilen. Liebe Nadine, danke für die heiße Frisur. Liebe Lene, danke nochmal für die Empfehlung.




Danach feiern wir mit Franzi und einer Menge Gin & Tonic in Tini’s Geburtstag, sitzen bis vier Uhr morgens in der Küche und verhalten uns nach einer gefühlte Ewigkeit mal wieder wie so richtige Stadtmenschen. Am nächsten Tag machen wir uns somit leicht bis extrem verkatert auf zu einer Überraschungs-Helikopter Tour über Sydney– tja, leicht bis stark verkatert Geburtstag haben ist so eine Sache, leicht bis stark verkatert in der Luft ist schon etwas turbulent. Wir sammeln wundervolle Eindrücke von Sydney, nüchtern beim Anblick dieser schönen Stadt langsam aus, sehen das Opernhaus, die Harbour Bridge und massive umwerfenden Klippen, die das Stadtbild vom Pazifik trennen. Nach zwanzig Minuten ist das Erlebnis „Sydney von oben“ zu ende, wir landen sicher am Boden – und das ganz ohne Kotztüte.




Da wir leider zu weit von den wilden Tieren entfernt sind und in Sydney selber, leider nur gigantische Spinnen und überfahrene Babykängurus zu sichten sind, machen wir uns für einen Tag auf nach Featherdale in einen Wildlifepark, um KoalaBären zu beobachten, mit Quokkas undWallabieszu spielen und Känguruszu füttern und zu streicheln. Neben den aus Bilderbüchern bekannten australischen Tierchen, finden sich im Park auch noch super süße Dingos, riesige angsteinflößende Krokodile, die kleinsten Pinguineder Welt, diverse Vögel und Papageien, dicke schlafende Wombatsund lustige australische Igel. Wir sind total in unserem Element und möchten gerne ein paar Wallabys und Quokkas adoptieren – ach das australische Getier, wir und die Flora und Fauna – das ist schon etwas ganz besonderes.



Während unserer Zeit in Sydney begegnen wir wieder vielen tollen Menschen. Wir treffen uns zweimal mit einer alten Schulfreundin von Sissy. Liebe Anna, es war ganz wundervoll mit dir – danke für die diversen und vielfältigen Insidertipps und die schönen gemeinsamen Stunden bei vorzüglichem Essen, rohem Rind und inspirierenden Gesprächen.Wir treffen uns mit einem alten Arbeitskollegen von Tini auf ein paar Drinks – er ist Mexikaner und gibt uns viele tolle Tipps bezüglich unserer anstehenden Zeit in Mexiko. Und dann verbringen wir natürlich ganz viel Zeit mit unserer lieben Franzi, die uns netterweise ein Bettchen gestellt hat. Wir lernen ihre großartige Freundin Bethlyn kenne, viele ihrer Rugby Teammitglieder, essen äußerst gute selbstgemachte Calamari und kaufen wunderbare antike Möbel für ihre neue Wohnung.



Wie gesagt, wir haben uns absolut in Sydney verliebt. Wenn wir nicht gerade zehn Kilometer am Tag zu Fuß zurück legen, dann fahren wir mit Bus und Bahn, genießen unsere Rückkehr zum Stadtleben mit gutem Essen und Wein, Bier und Aperol Spritz, und haben endlich ein paar neue weiße T-Shirts, einen für’s Backpackerleben total unpraktischen fetten grauen Wollpullover und das ein oder andere schicke Teilchen. Wir genießen unsere „Auszeit“ vom Vanlife in vollen Zügen, erkennen erneut, wie teuer doch so ein Stadtleben ist und können es schließlich überhaupt nicht mehr abwarten, endlich nach „Hause“ zu kommen – endlich zurück in unseren Van, endlich zurück zu Georgie. Sydney du warst ganz wundervoll, aber jetzt heißt es für uns zurück nach Hause; in unser liebevolles Zuhause auf vier Rädern.



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