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Wer hat den Osterhasen erschossen?

Frohe Ostern allerseits. Wettertechnisch fühlt es sich eher so an als würden wir uns auf direktem Wege auf Weihnachten zu bewegen, aber das hat ein Leben südlich des Äquators wohl so an sich. Hier ist jetzt April, es ist Herbst, es ist Ostern und wir haben vier Tage frei. Seit zwei Wochen arbeiten wir jetzt in unserer Baumschule und vier Tage Urlaub, vor allem vier Tage bezahlter Urlaub, hätte nicht passender kommen können.



Donnerstagabend schlafen wir zum mittlerweile wahrscheinlich zehnten Mal auf unserem Stamm-Freedom-Campingplatz in Coes Ford und wachen nach einer erholsamen und nicht all zu kalten Nacht zu blauem Himmel und Sonnenschein am Karfreitag auf – Ostern wir kommen! Wir machen uns auf eine circa dreistündige Autofahrt in die Berge – zum Mount Cook, zum Lake Tekapo und Lake Pukaki; hier wollen wir Ostern verbringen – weit weit weg von den Tannenbäumen!



Als wir ankommen, können wir unseren Augen kaum trauen – ein See ist schöner als der andere. Beide Seen strahlen in türkisfarbenem blau oder smaragdgrün, je nachdem wie die Sonne gerade scheint, umrandet werden sie von einer traumhaften Berglandschaft.


Wenn die Sonne gerade nicht scheint, zieht sich ein dunkler Schleier an dicken Wolken vor die Berge und bildet so einen einzigartigen Kontrast mit dem strahlenden Blau der Seen. Wir sind beeindruckt und können die Kinnlade kaum hochhalten.



DIE POLNISCHE WAHLNIEDERLÄNDERIN

Wir verbringen die Nacht am Lake Pukaki, quatschen bei einer Flasche Rotwein mit drei Mädels – zwei von ihnen aus Süddeutschland, die andere eine Polin, die in den Niederlanden lebt. Die polnische Wahlniederländerin erzählt uns ihre Liebesgeschichte; von ihrer Trennung von der langjährigen Beziehung, von dem neuen Typen von Tinder; ein Typ, der geschäftlichen in Amsterdam war, aber eigentlich aus Kanada kommt, der sie immer besuchte und der sogar zu ihr ziehen wollte und der sie mittlerweile aber nicht mehr sehen will, weil sie ihm kein Vertrauen geschenkt an. Und sie erzählt von ihrer Reise von Amsterdam über Asien bis nach Neuseealand und ihrem nächsten Ziel Kanada, wo sie hoffentlich vor seiner Tür stehen wird und eine zweite Chance bekommen wird – willkommen bei Eat, Pray, Love – Part 2.



TINI IST WEG

Nachdem die spannende Geschichte unserer polnischen Wahlniederländerin erzählt wurde, ging Tini auf’s Klo. Nichts untypisches nach einer halben Flasche Rotwein.

Als ich, Sissy, also wie bereits nun seit einigen Stunden mit meiner Flasche Rotwein im Campingstuhl vor unserem Van sitze - alles war dunkel und man kann die Umrisse des Sees und der Berge noch gut durch den hellen Schein des Mondes erkennen – bemerke ich irgendwann, dass Tini’s Gang zum Klo doch durchaus länger andauert als mathematisch logisch sein könnte. Sie ist letztendlich länger weg als ein fünf minütiger Fußweg durch einen einsamen dunklen Wald und eine vielleicht potentiell starke Verstopfung in Kombination mit einer unangenehm riechenden Long-Drop-Toilette erlauben dürften. Zunächst denke ich mir, dass mein Zeitgefühl unter dem massiven Einfluss einer ganzen Flaschen gegehrten Traubensaftes gelitten haben müsse, aber als die Mädels mir versichern, dass sie jetzt schon beunruhigend lang weg sei, mache ich mich also auf den Weg, um sie zu suchen und hoffentlich zu retten – vor was auch immer! Auf meinem Weg zum Klo vorbei an den anderen Vans und hinein in die Dunkelheit des Waldes, überkommt mich eine starke Panik; Herzrasen, ja mir schießen fast schon Tränen in die Augen und ich kann mich schon genau visualisieren, wie ich meine Eltern schluchzend auf dem Boden liegend anrufen würde und sagen würde „Tini ist weg.“!– viel weiter und detailreicher kann ich meinen Thriller Gottseidank nicht denken, denn ich höre hinter mir eine vertraute Stimme lauthals „Bella“ rufen. Es ist Tini, ja sie ist es – sie lebt! Da kommt sie mir auch schon mit ihrer Schwägerin Kathi facetimend entgegen, ich falle ihr erleichtert und glücklich um den Hals – Gott sei Dank. Schnell stellt sich heraus, dass Tini (dieses kleine Biest) mich bereits eine halbe Stunde lang aus ungefähr 50 Meter Entfernung während ihres Telefonates beobachtet hatte und tatsächlich nie in Gefahr war. Nachdem ich mich also von meinem Schock mit einer weiteren halben Flasche Rotwein erholte und wir langsam unser Gespräch mit Kathi beendeten, bekommt sie natürlich noch entsprechende Verhaltensrichtlinien für zukünftige Klobesuche bei Nacht (wie z.B.: „Nach einem Gang zum Klo im dunklen Wald hat man sich erst wieder Anzumelden bevor man andere Dinge tut!“). Wir sitzen noch eine Weile draußen im Mondschein, eingepackt in dicke Winterjacken und Mützen, bevor wir uns beide betrunken und überglücklich in unseren Van zurückziehen. Da unser Abendessen nur aus Rotwein bestand, macht sich Tini noch eine Packung Instant Nudeln auf den Boden unserer „Küche“, bevor wir endlich ins langersehnte Koma fallen.


REGENBOGENFORELLE

Am Samstag gehen wir mal wieder lecker Frühstücken – Poached Egss und Pancakes natürlich. Danach gehen wir einkaufen und schlendern ein wenig durch das kleine Örtchen Twizel (ausgesprochen Twai-sel). Wir kaufen Postkarten, gewinnen mit einem Rubbellos $3 (bei einem Einsatz von $4 sind wir zumindest nach wie vor Gewinner der Herzen) und essen ein Eis, bevor wir uns auf den Weg zum Lake Alexandrina machen. Unglaublich wie viele wundervollen Seen hier in dieser Umgebung sind, wir lieben es!



Am Lake Alexandrina angekommen, parken wir auf einem CampGround und besuchen Chelsie und ihre Familie. Chelsie ist die Schwester unseres Bosses, Tochter des Tannenseniors und zudem Rekruiterin, Personalerin und gute Seele unserer kleinen Baumschule. Chelsie verbingt Oster mit ihrem Mann Nick, ihren drei Söhnen und ihren wunderbaren Eltern in ihrem Ferienhaus direkt am Lake Alexandrina. Wir besuchen die liebe Großfamilie am Nachmittag und ehe wir uns versehen, haben wir diverse Gläsern Wein getrunken, wundervolle und äußerst spannende und inspirierende Gespräche geführt und sitzen zu guter Letzt mit der gesamten Familie am Essenstisch – es gibt eigens von den Kindern gefangene Regenbogenforelle– frittiert und gebraten mit Salat und Kartoffelgratin – frohe Ostern; wir fühlen uns einfach pudelwohl.



ÜBER DEN ERSCHOSSENEN OSTERHASEN

Am Ostersonntag finden wir nach Rückkehr vom morgendlich Gang zum Klo, zwei Schokoladeneier, die der Osterhase für uns auf der Windschutzscheibe hinterlassen hat und wir selber schenken uns Gegenseitig einen leckeren großen Lindt Schokoladenosterhasen. Wir bedanken uns noch beim Osterhasen und genießen noch einen heißen Tasse Kaffee und einen Tee im heizungsgewärmten Haus und wunderbarer familiärer Gesellschaft – alle sind wieder im Haus versammelt, auch Nick und die Kids, die – traurig aber wahr und in der Ironie des Tages für uns mehr als schockierend – gerade vom Hasenschießen zurückkamen. Tja – der Osterhase hat für heute wohl ausgedient; auf den Grill kommt er nicht, die Kadaver werden lediglich für die Adler liegen gelassen – scheinbar sind Hasen (selbst an Ostern) eine Plage in Neuseeland. Traurig und leicht verstört über diese tragische Ostergeschichte, machen wir uns auf zu unserer Ostersonntagaktivität. Da es regnet, verbringen wir den Tag in den Tekapo Hot Pools mit (zumindest bei gutem Wetter) Sicht auf die Berge und den See. Wir genießen drei Stunden im heißen Wasser bei leichtem Nieselregen und sind mal wieder richtig sauber, bevor wir uns zu einem langersehnten Fernsehabend in unserem Van einkuscheln.

FREIHEIT

Ostermontag, Tag 4 in Freiheit. Wir fühlen uns schon wie zwei Wochen Urlaub.

Wir wachen früh auf und nachdem der Sturm und der Regen von gestern an uns vorbeigezogen ist, ist der Himmel wieder klar und blau und die Sonne scheint. Bei einem Spaziergang zu einem nahegelegenen Hügel und somit dem einzigen Ort an dem man tatsächlich Handyempfang hat, erblicken wir das Unfassbare: Wir sind umgeben von riesigen Bergen, die wir an den Vortagen auf Grund der dicken Wolken vor ihnen, nicht erkennen konnten. Zudem sind die Gipfel der Berge, dank des gestrigen Unwetters, traumhaft schön mit Schnee bedeckt. In uns kommen direkt die Skifahrgelüste auf und wir können es kaum abwarten, bis wir endlich an einem der kommenden Wochenenden die neuseeländischen Pisten auf zwei Brettern runter düsen können.


Nach einer Fahrt mit dem Flying Fox – einer ziemlich coolen Seilbahn direkt am See - und einem leckeren Frühstück am Lake Tekapo machen wir uns auf den Rückweg – eine dreistündige Fahrt trennt uns von Christchurch und somit unserer Rückkehr in den Arbeitsalltag. Zwei Wochen haben wir bereits in der Baumschule hinter uns, weitere fünf erwarten uns.



Lieber Osterhase, danke für diese wundervollen Urlaubstage in den Bergen – wir hoffen, du wurdest nicht erschossen.

 

ENGLISH VERSION

 

WHO SHOT THE EASTER BUNNY?

Happy Easter everybody. The weather feels more like Christmas, but that’s probably normal to a life at the south of the equator. Over here its April, fall, its Easter and we are off from work for four days. We have been working on a pine tree nursery for the past two weeks and a short paid vacation really does come in at a perfect timing.


We spend our Thursday night for approximately the tenth time in our all-time freedom campground in Coes Foed. After a relaxing and not too cold night, we wake up in the morning to blue sky and sunshine filled Good Friday– Easter, here we are. A three hour drive into the mountains awaits us – Mount Cook, Lake Tekapo and Lake Pukaki, this is where we want to spend this years Easter – far a way from all the pine trees.


Upon arrival we can’t believe our eyes – one lake is prettier than the other. Both lakes sparkle in blue, turquoise and emerald green depending on light; all of them are surrounded by a stunning mountain scenery. If the sun is not out, a dark shroud of big clouds in front of the mountains, making them invisible to the eye and form an incredible contrast to the lakes’ deep blue colors. We are impressed and can’t stop staring.


THE POLISH DUTCHY OF CHOICE 

We spend the night at Lake Pukaki, talk to three girls while having a bottle of red wine. Two of the girls are from the southern part of Germany, another one is from Poland, who decided to move to the Netherlands. The Polish Dutchy of choice tells us her love story; about her separation from that long-term boyfriend, about that new guy whom she met on Tinder because he was in Amsterdam for a business trip - who’s originally from Canada, who came to see her several times, even wanted to move to the Netherlands for her but who doesn’t want to see her anymore due to some trust issues. And she tells us about her journey –from the Netherlands to New Zealand via Asia with her next destination being Canada where she’ll hopefully get a second chance when standing in front of his door – welcome to Eat, Pray, Love – Part 2.


WHERE IS TINI?

Once the exciting story of our polish Dutchy of choice was told, Tini makes her way to the bathroom. Nothing untypically considering we had emptied out a whole bottle of red wine. So while I, Sissy, am sitting in front of our van with that bottle of red wine still going – everything had turned dark but you could still see the lake and the mountains due to the bright light of the full moon – I soon realized that Tini’s bathroom time took a little longer than mathematically logical. She had been gone longer than a 5-minute walk into the dark woods and a potentially bad constipation in combination with a bad smelling long-drop toilet would allow. First I think that my sense of time might have been impaired to the massive consumption of fermented grape juice, but once even the girls ensure me that she has been gone for a worrisome amount of time, I head out to go find her and safe her – from whatever that might be. I start to panic on my way into the deep dark woods – my heart starts to race, I am close to crying and I start to visualize myself laying on the floor, calling my parents and telling them “Tini is gone.”– I cannot think much further and stop creating my crazy thriller as I hear a very familiar voice calling out my name. It’s Tini, yes it’s her – she’s alive! As she comes closer, I can see her being on Facetime with her sister-in-law Kathi. I start hugging her hysterically and absolutely relieved and happy – oh dear god. Soon I find out that Tini (that little beast) has been watching me for the past half an hour, facetiming with Kathi – luckily never being in actual danger. Once I recovered from my panic attack, we finish our facetime call together and Tini is once again being briefed on how to behave when going to the bathroom all by herself in the very dark (e.g.: Once done with peeing in the dark woods, first come back to the van and your other half and call back in before doing anything else.). We sit outside a little longer, enjoy the bright light of the moon, wrapped in big jackets and hats before the two of us head straight to bed – super drunk and having skipped dinner, Tini treats herself to a package of instant noodles before we both pass out.


RAINBOW FISH

On Saturday morning we take ourselves out to yet another great breakfast – Poached Eggs and Pancakes of course. Then we get some groceries and do some window shopping in the sweet town center of Twizel (speak Twai-sel). We get some post cards, win $3 on a scratch card, and have some ice cream before heading out to Lake Alexandrina. It’s incredible how many stunning lakes are actually located in this area – we are madly in love. Once we make it to Lake Alexandrina, we go to see Chelsie and her family. Chelsie is the little sister of our boss, daughter to the pine tree senior and next to that recruiter, HR and well – the heart of our little tree home. Chelsie spents her Easter with her husband Nick, their three sons and her amazing parents in a beautiful hut right on Lake Alexandrina. Before we know it, a cup of tea turns into white wine and a glass of white wine turns into dinner with self-caught rainbow fish – pan-fried with salad and potato gratin – happy Easter; we are oh so happy.


ABOUT THE SHOT EASTER BUNNY

On Easter Sunday, coming back from our morning pee, we get to find two Easter Eggs hidden on our windscreen wipers, that the Easter bunny might have left their. We say our thanks to the Easter bunny, enjoy a hot cup of tea in a familiar atmosphere and warm up in a heated room – everybody is back in the house, so Nick and the Kids who – sad and shocking but likewise true and filled with irony in the light of the day – just got back from shooting bunnies. Well – seems like the Easter bunny is done for today; he won’t be put on the barbeque but his cadaver is being left for the eagles to get them – apparently bunnies are (even on Easter Sunday) a plague in New Zealand… Still in shock due to this tragic and slightly disturbing Easter Tale, we head out to our Easter activity. Since it’s pouring cats and dogs, we spend the day in the famous Tekapo Hot Pools with (at least on good weather days) view of the mountains and the lake. We enjoy a couple of hours of soaking in the hot water with light rain coming down on us before spending the night all snuggled up in front of the “TV” in our cozy little van house.


FREEDOM

Easter Monday, Day 4 in freedom – it already feels like a two week vacation. We wake up early in the morning; yesterday’s storm and rain has passed, the sun is out and the sky is clear and light blue – not clouds on the horizon. While walking up a little hill and up to the only spot with proper phone reception, we discover the unbelievable: We are surrounded by giant mountains that we did not see the days before due to big clouds hiding them. Thanks to yesterday’s stormy weather, the mountains’ peaks are all covered in snow. We get goose bumps and cannot wait to go skiing in the beautiful New Zealand’s mountains hopefully anytime soon.

Upon a cool ride on the Flying Fox – a pretty nice zip line right at Lake Tekapo – and a delicious breakfast, we are heading back to Christchurch – back to our everyday work. We already completed two weeks at the pine tree nursery, another five await us.

Dear Easter bunny, thanks for these beautiful vacation days in the mountains – we genuinely hope you didn’t get shot.


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